Nyiragongo
Virunga 2011-01-29
Der Besuch der Virunga Vulkane im Westafrikanischen Graben ist nach wie vor eine spannende Sache. Viele Schlagzeilen hat diese Region Zentralafrikas bereitet – der Überlebenskampf der Berggorillas mit ihrer Schutz-Ikone Dian Fossey, dem Genozid an der Tutsi Volksgruppe vom benachbarten Ruanda aus Mitte der 90’er und dem gnadenlosen Ausplündern der Rohstoffe der heutigen „Demokratischen Republik Kongo“ der jüngsten Dekade. Despoten kamen und gingen, mit stetig traurigen Resultaten. Immer mit viel Leid für die geschätzten 40 Millionen Einwohner des
zweitärmsten Landes der Erde, das rohstoffbedingt zu den Reichsten zählen müsste.
Die Virunga Vulkane, acht an ihrer Zahl, mit immerhin einer stattlichen Höhe bis zu 4600 Metern, erreicht man unter anderem von Ruanda aus via Goma. Diese Kleinstadt Goma ist am besten als „Piratennest“ am Kivu See zu bezeichnen.. Dieser See liegt in 1460 Metern Höhe und bietet für diese afrikanischen Breiten ein angenehm kühles Klima. Nach dem Ruanda Genozid – eine bestialische Geschichte – waren am Stadtrand von Goma ca. 1 Million Flüchtlinge untergekommen. Noch heute sind die viel zu spät angerückten Hilfsorganisationen und UNO-Truppen präsent. Täglich fliegen rund zwei Dutzend Düsenjets ein, um diese Hilfsorganisationen am Leben zu erhalten. Wem dieser logistische Aufwand nützt, fragen wir uns nach einer eingehenden Visite des Piratennestes Goma. Wir wohnen im Caritas Hotel (hallo!!) und wundern uns über ineffiziente Verwaltungen, die in Baracken hausen müssen. Unser Resumè: Hilfsgeldverwurstelung in Reinkultur.
In Goma sind offensichtlich alle namhaften Hilfsorganisationen etabliert, die UNO sowieso. Uns ist fraglich, worüber diese Organisationen wachen. Über die finanzielle Penetration des Selbstzwecks, über Rohstoffausplünderung, illegale Waffenimporte, geopolitische Einflussnahme?
Uns interessiert hingegen mehr der praktische Zugang zum Vulkan Nyiragongo und zu den endemischen Berggorillas an den Vulkanen Mikeno und Visoke. Genehmigungen dafür zu erlangen ist im korruptiven Goma – man erpresst uns von morgens bis abends – nur eine Frage des Geldes. Alles geht, nur ist der Preis für die Leistung manchmal grotesk. Klar, schützen hohe Preise für den Besuch von Berggorillas (400 USD sind zu berappen) diese sympathischen Kreaturen vor Massentourismus, nur kommen diese horrenden Eintrittsgelder den Primaten wenig zu Gute. Vielmehr
verdienen daran offensichtlich die „Homo Korruptus“ dieser Region. Gleiches erscheint uns bei Eintrittspreisen von offiziell 200 USD pro Tag am Vulkan = Berg Nyiragongo für leistungstechnisch unangemessen.
Nach Zahlung des Kopfgeldes für die Besteigung des Nyiragongos finden wir uns auf der Flanke des 2425 Meter hohen Vulkans im dichten Nebel wieder. Es ist für diese Breiten nicht sehr warm, weil der Aufstieg ja immerhin bei 2000 m Höhe beginnt. Oben am Kraterrand bläst uns kalter Wind entgegen. Es ich feucht und ungemütlich während wir unsereZelte aufbauen. Dafür werden wir mit einer der geologischen Superlativen belohnt – dem Blick in den derzeit größten Lavasee der Erde. Der 400 m unterhalb der Kraterkante gelegene Lavasee des Nyiragongo misst rund 200
Meter Durchmesser und kocht so lebendig und aufbrausend, wie der Griesbrei im Kochtopf bei Stufe 12. In Fontänen wird Lava hochgeschleudert, Oberflächenkrusten und Platten werden durchgewalkt und verschoben. Nachts verzaubert den Betrachter die rote Glut der Lava. Das Auge wird gebannt und staunt, und staunt, und staunt …