Die Flammen des Slamet, Indonesien – Java

Dezember 5, 2009 Aus Von Thorsten Böckel
Lavafontäne

Heftiger Gas-/Lavaausstoß

Juni/2009: Der verborgen gelegene Vulkan Slamet auf Java erreicht eine Höhe von etwa 3428 Metern ü.N.N. Von der Basis bis zum Gipfel sind  etwa 1900 Höhenmeter zu durchschreiten. Von der bergtechnischen Seite her gesehen ist der Weg zum Gipfel nicht allzu schwer, jedoch höchst anstrengend da kaum normale Passagen anzutreffen sind. Gleich zu Anfang durchschreitet man enge Schlammfurchen von etwa drei Meter Tiefe, wobei es fast nicht möglich war einen Fuß neben den anderen zu setzen. Zudem sind diese Gräben äußerst glitschig und bei Starkregen dürfte es enorme Probleme beim Aufstieg geben. Die mühsam erkämpften Passagen wiederholen sich während des langen Aufstieges unendlich oft. Hat man eine Geländetücke hinter sich gebracht,war mit Sicherheit der nächste Abschnitt mit rutschigen Wurzeln übersäht,- oder die allgemeine Flora so üppig, dass mit einem Stock um nicht in eine versteckte Lehmgrube zu fallen, erstmal vorstochert werden musste. Hat man all diese Schwierigkeiten bis zu 3200m gemeistert, begleitet einen über die letzten 200 Höhenmeter lockeres Lavageröll bis zum Gipfel, wobei auch hier Trittsicherheit gefordert war.

Jedoch lohnt sich jede Mühe, da sich gleich nach Erreichen der nördliche Kuppe ein fantastischer Anblick über das gesamte Plateau ergibt. Bereits in einer Entfernung von etwa 500 Metern war der intensive Jet-Ton in einer immensen Lautstärke fast ununterbrochen vom mittleren Vent zu hören. Nach Berichten von Einheimischen Beobachtern warf der Slamet die Wochen davor bis zu 700 Meter Asche und Gestein aus.
Nachdem erst letzte Woche die Hochaktivität zurückging, sank nun auch das Risiko bei der Annäherung an den Krater gefährlich von Auswurfbomben verletzt zu werden. Dennoch, beobachteten Martin und ich über Stunden die Äktivität, bis wir beschlossen, uns auf den vorderen Kraterrand zu postieren. Dieser Beobachtungsplatz ließ tiefere und detailliertere Einblicke in das Innere des Kraters zu. Sofort bekam man den Eindruck, die Exkursion auf einer Flughafenstartbahn gebucht zu haben. Zwei Röhren bzw.Schlote inmitten des etwa 100 Meter weiten Schlackekonus gelegen, verursachten ohrenbetäubenden Lärm welcher uns die ganze Nacht quälend begleitete.

Ein Unikum am diesem Vulkan konnte hier beobachtet werden. Am Anfang jedes Eruptionsvorganges züngeltenetwa 5 Meter hohe grünblaue Gasflammen welche sich fortschreitend bis zu einer Höhe von 20 Meter aufbauten, und und im weiteren Verlauf intensiv rot aufflammten. War nun ein gewisser energetischer Punkt überschritten, explodierte die ganze Schoße und die Lava wurde teilweise reichhaltig bis zu 200 Meter empor geschleudert. Zeitweise wurde unter steigendem Druck im Vulkan die zweite Röhre aktiviert. Jede Eruption hatte ähnlichen Charakter. Das Phänomen der brennenden Gase konnte bereits von Martin im Jahre 2006 beobachtet werden. Hier wurden im Gegensatz unzählige kleine Gasflammen welche an der gesamten Kraterostseite durch kleinste Öffnungen züngelten, beobachtet.

Nicht nur das Geheule des Vulkans flößte uns Respekt ein, sondern auch die ständig aufsteigenden Gewitterzellen. War der Gipfel nicht in Wolken gehüllt so war es windstill und angenehm warm. Zog das Kondensat über das Gipfelplateau fiel die Temperatur rapide ab, bei leichtem Nieselregen kamen zudem heftige Windböen auf. Kaum zu glauben, dass gerade an einem fast equatorial gelegenen Berg überraschend starke Temperaturstürze statt finden können. Hier ist ausreichender Wärmeschutz gefordert.

Der Morgen bricht an, und nach einer durchschlotterten Nacht zeigten sich überraschend neue Details. Das Eruptionsverhalten veränderte sich nun zusehends. Stärkere Aschewolken sowie gewaltigere Lavaauswürfe konnten beobachtet werden. Immer wieder schön anzusehen, aber auch ein Kriterium für das technische k.o. von Photo-und Videogeräten. Der meist zu uns ziehende Aschepilz nach einer Eruption. Am frühen Morgen gesellten sich auch Andi und unsere Träger zu unserem Standpunkt, und waren beim Zusammenpacken etwas behilflich. Gespannt lauschten auch sie dem Geschehen, als auf einmal und urplötzlich ein Donnerschlag aus dem inneren Krater zu hören war welcher bisher die gesamte Akustik übertraf. Wie die Ölgötzen standen wir erstmal perplex da. Gebannt sahen wir zu, wie die metergroße Lavafetzen unaufhörlich bis auf eine Höhe von etwa 400m empor stiegen und glücklicherweise nicht in unsere Richtung kamen. Solch ein gewaltiger Schlag wurde von uns in den letzten 48 Stunden nicht einmal annähernd registriert. Ein Gedanke überfiel uns sofort,- war das der Beginn einer neuen heftigen Eruptionsphase. Wenn ja, nix wie weg von hier! Allerdings wiederholte sich solch ein mächtiger Explosionsschlag nicht mehr, und wir nahmen es als persönlichen Abschiedsgruss entgegen.